Ein Schritt vor und 2 zurück – der Kampf mit Material und Spielzeugrichtlinien

Jetzt habe ich hier in das Blog schon länger nichts reingeschrieben.

Das hat mitunter den Grund, dass es nicht nur spaßige Dinge gibt, mit denen wir uns beschäftigen dürfen (wie z.B. neue Spieltze im Shop, die Kommunikation mit Autoren und Spielefreaks per Mail, auf Twitter und auf Facebook, Einladungen zu Spielevorstellungen etc.), sondern auch weniger spaßige Dinge, mit denen wir uns beschäftigen müssen – und die Zeit und Energie fressen.

Wer Spielzeug auf den Markt bringen will (und Brettspiele fallen eindeutig unter „Spielzeug“) muss sich folgende EU-Richtlinien reinziehen und befolgen: 88/378/EWG, 2009/48/EG, sowie alle Änderungen und Ergänzungen, die auf dieser Seite aufgelistet sind. Das sind insgesamt ein paar hundert Seiten Paragrafen, ziemlich mühsam zu lesen, unüberschaubar und – so scheint es mir – von jeder Behörde und jedem Spielzeughersteller anders interpretiert.

Ein Problem für unser bevorzugtes Material LKW-Plane sind die Weichmacher, die da zwangsläufig drin sein müssen, da wir ja als Spielbrett  kein steifes Plastikbrett, sondern rollbares und biegsames Material brauchen.
Es gibt da verschiedene chem. Substanzklassen, in den meisten Weichplastikerzeugnissen sind Phthalate drin. Von diesen Phthalaten gibt es „bösere“ und „weniger böse“, zum Glück sind in unseren Planen die „weniger bösen“ drin – denn die „böseren“ dürfen in Spielzeug gar nicht drin sein, die „weniger bösen“ sind nur in Spielzeug für Kinder unter 3 Jahre verboten, weil die alles in den Mund stecken. An Spielzeug für so kleine Kinder wagen wir uns aber eh nicht, denn die könnten ja auch die Spielfiguren verschlucken, sich die Plane über den Kopf ziehen und dran ersticken oder weiß der Teufel was. Drum gibt es unsere Spieltze nur für Kinder über 3 Jahren.

Gut, mit den Weichmachern haben wir also zum Glück keine Probleme, da wir davon ausgehen, dass unsere Spielpläne nicht regelmäßig gelutscht oder gekaut werden 😉
In so einer Plane sind aber noch xxx andere Substanzen drin.
Das Problem: Die Hersteller rücken die genaue Zusammensetzung nicht raus.
Das bedeutet: Wir müssen jede Plane, die wir verwenden, inkl. Farben von oben bis unten in einem Labor (schweineteuer) chemisch durchchecken lassen, damit wir die CE-Zulassung bekommen. Wenn der Hersteller die Plane ändert, müssen wir neu testen. Wenn die Druckerei andere Farben verwendet, müssen wir wieder testen…
OK, das läuft gerade.
Da es nicht so einfach ist, eine perfekte Plane zu finden, die sich sowohl gut angreift, die Farben gut rausbringt, nicht verknittert als auch plan liegenbleibt nach dem Ausrollen (siehe unser „Flap-Test“) hoffen wir, dass die eingesandten Proben unserer bevorzugten Folien den Spielzeug-Kriterien entsprechen.

Da wir anfangs um unser schönes Material zitterten, da wir nicht wussten, welche Weichmacher unsere Plane enthält, haben wir alternativ noch andere Materialien getestet. Z.B. Canvas (Leinwand), Polyesterbanner (Fahnenstoff) und Stoff. Es sind dabei auch schöne Ergebnisse rausgekommen, und wir werden wahrscheinlich alternativ zur Plane noch Leinwand im Shop anbieten. Fotos von den Leinwand-Spielen gibt es nächste Woche hier im Blog.

Ja, das so im Groben über material, CE-Prüfung und Spielzeugrichtlinien.

Das Erfreuliche: Ich bekomme fast jeden Tag Mails von Leuten, die unseren Shop testen wollen, wir haben schon viele Shops und einige richtig tolle Spiele.
Ab nächster Woche gibt es wieder bunte + lustige Spielevorstellungen…

4 Antworten zu „Ein Schritt vor und 2 zurück – der Kampf mit Material und Spielzeugrichtlinien“

  1. Avatar von be|es|ha

    Ach herrjeh herrjemineh … Lasst euch nicht entmutigen, ihr tapferen Paragraphen-Durchforster! Es gibt bestimmt eine Lösung!

  2. Avatar von Karin Janner

    Danke fürs Mut-machen! 🙂

    Ich glaube, das Schlimmste ist schon überstanden und bin schon gespannt auf unsere nächstes Treffen (Sonntag), da vergleichen wir die verschiedenen Drucke auf den verschiedenen Materialien. Ich habe sie noch gar nicht gesehen, aber Anne sagt, die Leinwand Drucke sind super geworden, die Fahnen sind auch ok.

    Irgendeins unser Materialien wird ja wohl hoffentlich durch die Tests durchkommen…

    Zur Not nehmen wir diese Gummi-Pinkel-Einlagen für Baby-Betten für unsere Spieltze, die werden ja wohl hoffentlich frei von schädlichen Stoffen sein, und flappen tun die auch ganz gut 😉

  3. […] Ein Schritt vor und 2 zurück – der Kampf mit Material und Spielzeugrichtlinien […]

  4. […] Ein Schritt vor und 2 zurück – der Kampf mit Material und Spielzeugrichtlinien […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert