Am Montag fand in der Spielwiese eine öffentliche Probespielrunde des Wettbewerbssiegers „UND DANN“ von Paul David Lind statt, von der ich euch wie versprochen berichten möchte. Für mich war dies meine erste Probespielrunde, so dass ich sehr gespannt auf das Spiel und die Mitspieler war. Wer das Spiel und dessen Entstehung noch nicht kennt, kann hier und hier mehr darüber erfahren.
Spielen in der Spielwiese Berlin
Zuerst einmal ein paar Worte zum Veranstaltungsort: Die Spielwiese ist ein Café, in dem man unglaublich viele Brettspiele anschauen, spielen und ausleihen kann, eine sogenannte Ludothek. Die Wände sind vom Boden bis zur Decke mit Regalen bestückt, in denen sich ausschließlich Spiele befinden. Es scheint so ziemlich alles zu geben, was das Brettspielerherz begehrt, von einfachen Kinderspielen über beliebte Familienspiele bis hin zu komplexen Strategiespielen. Gegen eine geringe Gebühr kann man sich die Spiele in der Spielwiese ausleihen oder direkt vor Ort in der gemütlichen Atmosphäre des Cafés spielen. Jeden Montag ab 19 Uhr werden außerdem Prototypen unterschiedlicher Spieleautoren getestet und gemeinsam verbessert.
Der Prototyp „UND DANN“ im Probespiel
Spieltz war an diesem Montag mit dem Spiel „UND DANN“ von Paul David Lind ebenfalls in der Spielwiese. Zur Zeit ist das Spiel für 2-8 Spieler ausgelegt und passend dazu hatten sich sieben Personen um den Tisch versammelt. Drei von ihnen kannten das Spiel bereits, der Rest, zu dem auch ich mich zählte, ging völlig unvoreingenommen an „UND DANN“ heran.
Nach einer kurzen Einführung zur Entstehung des Spiels und der Erklärung der aktuellen Spielanleitung konnten wir auch schon beginnen. Aus sechs verschiedenen Geschichtentypen erwürfelten wir das Genre „Fantasy“. Damit stand fest, dass es sich bei unserer Geschichte um eine Fantasygeschichte handeln sollte. Pro Runde wird die gemeinsame Spielfigur nach dem Würfelwurf einmal auf dem Spielbrett auf ein Symbolfeld gezogen, welches den Begriff für die jeweilige Runde angibt. So sollten verschiedene Begriffe eingebracht werden, wie „schwarz“, „Drache“, „und dann“ oder „Luftschlangen“. Innerhalb von zwei Minuten musste jeder dann einen passenden Textteil zum jeweiligen Begriff aufschreiben. Danach wurden alle Sätze gemischt, von den Spielern vorgelesen und darüber abgestimmt, wer den besten Satz geschrieben hatte. Der Sieger erhielt einen Punkt und auf Basis dieses Satzes wurde dann die Geschichte weitergeschrieben. Das Spiel geht über neun Runden und am Ende gewinnt derjenige, der am meisten Punkte gesammelt hat. Da das Spiel so lustig ist und man gemeinsam eine Geschichte aufbaut, war es am Ende fast egal wer gewonnen hatte. Irgendwie waren ja alle an der Geschichte beteiligt, die sich ungefähr so anhörte:
Unsere Geschichte erzählte von IHM, der mit wehendem Umhang durch die gewittrig, schwarze Nacht braust und nicht weiss, ob er ES noch schaffen wird, während er von Reitern einen unwegsamen Pfad entlang gejagt wird und in der Ferne das Schloss erblickt. Als seinem Zauberstab dann keine Drachen entspringen, da die Blitze ihm einfach zu viel Energie entziehen, rettet ihn nur der Umstand, dass die Reiter von der letzten durchzechten Nacht noch etwas blau waren und mit Fanfaren und bunten Luftschlangen kommt es dann doch noch zu einem Happy End.
Das ist die etwas abgekürzte Version der Geschichte, die vielleicht ein wenig skurril klingt, für uns als Spieler aber durchaus einen Sinn ergab. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie unterschiedlich die einzelnen Sätze waren und welch lustige Stilblüten dabei entstanden. Die Gefahr, dass eine Geschichte einer anderen gleicht, ist so fast ausgeschlossen.
Verbesserungsvorschläge zum Spiel „UND DANN“
Das Spielprinzip hat mir persönlich sehr gut gefallen. Aber da es ja eine Probespielrunde war und das Spiel noch verbessert werden soll, gab es auch einige Kritikpunkte. Das größte Problem hatte ich mit der Gestaltung des Spielfeldes. Da das Spiel noch ein Prototyp ist, gibt es natürlich auch noch kein professionell gestaltetes Spielfeld sondern eine handgezeichnete Vorlage, was auch nicht das Problem war. Viel eher finde ich es optisch durch die vielen Felder und die sehr enge Spirale ein wenig zu überladen, so dass es etwas chaotisch wirkt. Außerdem bot es nur sehr eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten. Das spiralförmig aufgebaute Feld beginnt mit dem Feld „Start“. Die Spieler würfeln der Reihe nach und haben nur die Möglichkeit, den gemeinsamen Spielstein in eine Richtung zu bewegen. Abgesehen davon, dass wir während des Spiels nicht über den äußeren Spiralring hinausgekommen sind, fehlte mir persönlich eine gewisse Entscheidungsmöglichkeit.
Da dies auch einigen der anderen Testspielern so erging, überlegten wir gemeinsam, wie ein besseres Spielbrett aussehen müsste. Die beste Idee war dabei, das Spielfeld kreisförmig zu gestalten und den Kreis in neun Ringe zu unterteilen. Diese Ringe symbolisieren dabei die neun Phasen der Geschichte, so dass man pro Runde jeweils einen Ring weiter läuft. Die Ringe sind dabei ebenfalls mit Spielfeldern ausgestattet, die Symbole für die Geschichte erhalten. Die Spieler können dann in jedem Ring jeweils nach rechts oder links gehen und haben so zumindest die Entscheidungsmöglichkeit zwischen zwei unterschiedlichen Symbolen.
Ob ihr dieser Beschreibung jetzt folgen konntet, weiss ich natürlich nicht, aber wenn es einen neuen Prototypen mit dem erläuterten Kreissystem geben sollte, geben wir euch natürlich Bescheid.
Und insgesamt…
…hat mir der Testspielabend wirklich sehr gut gefallen. Ich gebe zu, dass ich zu Beginn etwas skeptisch war und mir nicht wirklich vorstellen konnte, dass dieses Geschichtenschreibspiel wirklich Spaß machen könnte. Aber ich wurde eines besseren belehrt und würde jederzeit wieder dieses oder ein anderes Spiel probespielen.
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