Die Grundabsicherung durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen wird zurzeit weltweit intensiv diskutiert: Verdienst, unabhängig von Leistung. Idee ist, jedes Gesellschaftsmitglied mit einem grundsichernden Fixbetrag an den Gesamteinnahmen der Gesellschaft zu beteiligen.
Verschiedenste Modelle wurden und werden entwickelt, unterschiedliche Namen und Begriffe sind im Umlauf, jedes Land hat eigene Ideen dazu. Ob und in welcher Form sich ein solches Gesellschafts-Prinzip durchsetzen könnte, weiß ich nicht.
Viele Menschen machen sich Gedanken dazu. Alina Herr und Alexander Komar machen sich insbesondere Gedanken, wie man dieses komplexe Thema gut vermitteln könnte. Wie man die Idee an die Leute bringen und sie verständlich machen kann. Mit einem Spiel: Das Gesellschafts-Spiel.
Zur Finanzierung des Projektes haben sie eine Crowdfunding-Kampagne auf startnext gestartet, die noch bis zum 13.3.2016 läuft. Damit wollen sie die erste Auflage vorfinanzieren, als Unterstützer kann man zwischen verschiedenen Leistungen („Dankeschöns“) wählen. Die meisten Unterstützer entscheiden sich für ein oder mehrere Spiele.
Wir sind überzeugt davon, dass die Kampagne erfolgreich abgeschlossen wird, und freuen uns, dass wir dieses interessante Spiel dann produzieren dürfen.
Ihr seid bestimmt auch gespannt, wer hinter diesem Spiel steht und was sich die Macher dazu gedacht haben. Daher habe ich die beiden Pädagogen, die im E-Learning und in der Erwachsenenbildung tätig sind, für Euch interviewt:
1. Ihr habt ein Spiel entwickelt, in dem man spielerisch erfahren kann, wie das Bedingungslose Grundeinkommen funktioniert. Könnt Ihr ein bisschen was zum Spiel und zum Spielmechanismus verraten?
Das Gesellschafts-Spiel ist ein Familienspiel, welches die Spieler in einer Gesellschaft agieren lässt, in der sie sich durch das bedingungslose Grundeinkommen keine Sorgen um ihre Existenz machen müssen. Dadurch können sie kreativ und innovativ werden.
Zu Beginn entscheiden sich die Spieler, wie und mit welchem Zeitaufwand sie sich in der Gesellschaft engagieren möchten. Dementsprechend können sie unterschiedliche Aktionskarten ausspielen. Jemand, der einem Vollzeitberuf nachgeht, hat weniger Zeit für ehrenamtliches und privates Engagement, dafür kann er aber unter anderem Erkenntnisse in der Wissenschaft voranbringen und die Wirtschaft ankurbeln. Ein anderer Spieler, der keiner Erwerbstätigkeit nachgeht, kann sich verstärkt um seine Mitmenschen kümmern oder sein eigenes Unternehmen gründen.
Damit ist es also strategisch relevant, sein Engagement entsprechend der gezogenen Aktionskarten zu planen und immer wieder anzupassen. Doch wie im echten Leben hat man es nicht immer in der Hand. Es können unvorhergesehene Situationen eintreten, die die Lebenssituation des Spielers bestimmen, was Vor- und Nachteile haben kann. Darauf muss der Spieler entsprechend reagieren. Das bedingungslose Grundeinkommen fängt die Spieler auf und sorgt dafür, dass sie weiterhin handlungsfähig bleiben und an der Gesellschaft teilhaben können.
Bei unserem Spiel konkurrieren die Spieler nicht nur, sondern können und sollen auch kooperieren. So gibt es Gesellschaftsziele zu erreichen, zu denen alle beitragen und Kreativ-Karten, bei denen die Spieler um die Unterstützung der anderen für ihre Projekte werben. Außerdem kann auch zu zweit in Teams gespielt werden (bei 4 und 6 Spielern), wodurch der Handlungsspielraum erweitert wird, sowie die Möglichkeit, Kooperationskarten auszuspielen, die den Einsatz einer weiteren Kooperationskarte durch einen Mitspieler benötigen.
2. An wen richtet sich das Spiel? Und welche Erfahrungen / Erkenntnisse erlangen die Spieler in einer Spielrunde?
Unser Spiel richtet sich an Spieler ab 12 Jahren, die gerne kreativ sind oder es werden möchten und über das Spiel hinaus ins Gespräch kommen möchten. Dabei kann man mit dem Spiel viel Spaß haben, unabhängig davon ob man für das bedingungslose Grundeinkommen ist oder nicht. Wir haben sogar die Erfahrung gemacht, dass sich das Spiel auch gut mit Zuschauern spielen lässt, weil diese ebenso in die aufkommenden Gespräche einbezogen werden können.
Uns geht es darum, den Spielern zu zeigen, welche kreativen Potentiale in jedem von uns stecken und welche Möglichkeiten entstehen können, wenn die Existenz eines jeden Menschen durch ein bedingungsloses Grundeinkommen gesichert wäre. Damit möchten wir auch eine Alternative zu den etablierten Gesellschaftsspielen anbieten, welche sich doch oft um Konkurrenzdenken und das große Geld drehen.
Zudem soll es zur Diskussion über das Thema anregen und die Spieler motivieren, sich mit sozialen Konzepten im Allgemeinen zu beschäftigen.
3. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ein Spiel zu diesem Thema zu entwickeln?
Die Idee ist uns relativ spontan gekommen, als wir miteinander und mit Freunden über das bedingungslose Grundeinkommen diskutiert haben. Wir haben festgestellt, dass sich viele Menschen nicht vorstellen können, ohne weitere Bedingungen Geld zu erhalten und was sie dann tun würden. Wir möchten den Menschen die einzigartige Möglichkeit bieten, sich genau in diese Situation hineinzuversetzen und auszuprobieren, welche kreative Energie entstehen, aber auch welche Probleme sich ergeben könnten. Die Diskussion darüber wollen wir anregen.
4. Ist „Das Gesellschaftsspiel“ Euer erstes Spiel oder habt Ihr schon andere Spiele entwickelt?
Tatsächlich ist es das erste Spiel, das wir vollständig entwickeln. Wir haben uns in diesem Fall ganz besonders intensiv mit dem Inhalt des Spiels auseinandergesetzt, da es wichtig ist, bei einem Lern- oder Bildungsspiel das Thema genau zu erfassen und so zu vermitteln, dass alle wichtigen Aspekte berücksichtigt werden, es aber dennoch einfach dargestellt werden kann und spielbar bleibt. Die Spielbarkeit und auch den Spielspaß konnten wir mittlerweile in vielen Testspielrunden unter Beweis stellen. Wir haben dabei sogar entdeckt, dass das Spiel nicht nur den Spielern selbst Spaß macht, sondern auch Zuschauer beteiligt werden können und so ein Gespräch im Spiel entsteht, in das alle einbezogen werden. Das finden wir eine besonders interessante Komponente.
5. Was fasziniert Euch am Spielen und am Spiele-erfinden?
Ein Spiel ist erst einmal eine freiwillig gewählte Freizeitbeschäftigung. Keiner zwingt einen zum Spielen und dabei auch noch etwas zu lernen. Wenn man sich entschließt, mit guten Freunden ein Spiel zu spielen, so macht man das in erster Linie, weil man gemeinsam Spaß haben möchte. Es ist ungezwungen und unaufdringlich. Spielen ermöglicht dabei auch das Lernen auf einer anderen Ebene als wir das als Erwachsene normalerweise tun. Menschen brauchen unterschiedliche Zugänge zu Themen. Mit unserem Spiel vereinen sich einige dieser Zugänge, beispielsweise das persönliche Erfahren und die daraus resultierenden Diskussionen. Das wiederum kann einen Veränderungsprozess in Gang setzen, der die Menschen befähigt, eine begründete und eigenständige Meinung zu entwickeln und zu vertreten.
Das Entwickeln eines Spiels ist schon fast wie ein Spiel an sich. Wir haben sehr viel Spaß daran, uns Konzepte zu überlegen, diese mit Freunden auszuprobieren und dank ihrer Verbesserungsvorschläge unser Spielkonzept immer weiter zu verfeinern. Außerdem beschäftigen wir uns dabei sehr intensiv mit einem Thema und versuchen, dieses so simpel und spielbar wie möglich darzustellen, ohne den Kern zu verändern oder die Komplexität außen vor zu lassen.
6. Wenn Ihr nicht gerade Euer eigenes Spiel spielt – welche Spiele mögt Ihr? Habt Ihr Lieblingsautoren oder Lieblingsverlage?
Wir haben mehrere Lieblingsspiele. Egal, ob komplex und als „Kennerspiel“ deklariert, wie zum Beispiel Village oder simpel und kurzweilig wie SET. Wir lassen uns auch gerne unbekannte Spiele schenken oder probieren bei Freunden neue Spiele aus. Hauptsache man spielt zusammen und hat Spaß dabei. Aktuell ist auch Istanbul vom Pegasus-Verlag ein Renner bei uns. Meist entscheidet einfach unsere Laune, was auf den Tisch kommt und oft auch unsere Freunde 😉
7. Und was macht Ihr sonst so, wenn Ihr nicht gerade Spiele entwickelt oder spielt?
Das Spiele-Entwickeln und die Crowdfunding-Kampagnevoran zu treiben nimmt derzeit einen sehr großen Raum unserer Freizeit ein. Wir sind sehr reisefreudig und erkunden gerne fremde Länder und Kulturen. Das klappt allerdings selten öfter als einmal im Jahr. Ansonsten treffen wir uns gerne mit Freunden, die in ganz Deutschland verstreut sind, kochen liebend gerne oder gehen schwimmen.
Und falls du mehr über unsere Berufe wissen willst: Alex entwickelt digitale Bildungskonzepte und Alina ist im Weiterbildungsbereich tätig und bildet sich auch selbst ständig weiter. Insofern können wir beide das tun, was uns am Herzen liegt: Die Bildung der Menschen zu fördern und selbst dazu beizutragen.
8. Was braucht Ihr derzeit von den Menschen, die diesen Blogbeitrag lesen?
Wir realisieren und finanzieren das Projekt über Crowdfunding. Das bedeutet, dass wir möglichst viele Unterstützer für unsere Kampagne gewinnen möchten, von denen jeder einen selbstgewählten finanziellen Beitrag leisten kann und dafür im Gegenzug ein Dankeschön, zum Beispiel in Form des fertigen Spiels, erhält.
Noch bis zum 13. März kann man unsere Kampagne auf startnext unterstützen und sich an dem Projekt beteiligen. Und natürlich kann man auch unser Fan bei Facebook werden und bekommt so täglich mit, wie das Spiel entsteht und wo Testspielrunden stattfinden.
Übrigens können sich unsere Unterstützer sicher sein, dass sie ein klasse Spiel erhalten, da die netten Leute von Spieltz unsere Karten als Sponsoring lektorieren werden und auch schon einige Spiele-Profis die gute Spielbarkeit und den Spaß am Spiel bestätigt haben.
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