Brettspiel entwickeln: Materialwahl. Kostenfresser und kostengünstige Alternativen

Brettspiel entwickeln: Materialwahl. Kostenfresser und kostengünstige Alternativen.

Wir entwickeln nicht nur Spiele, wir produzieren auch schon fertig entwickelte und gestaltete Spiele für Unternehmen, Vereine, Verlage und private Spiele-Entwickler.

Häufig bekommen wir Anfragen für die Produktion von Spielen, die komplett fertig konzipiert sowie grafisch umgesetzt sind und bei denen am Material nicht mehr zu rütteln ist. Wenn man aber gleich zu Beginn der Spielentwicklung im Kopf hat, welche Komponenten in welchen Größen zu welchem Preis herstellbar sind kann man in der Produktion Kosten sparen. Nicht alle Spiel-Bestandteile, die man in den Spielen großer Verlage findet, sind auch in Kleinauflagen machbar (bzw. zu einem sinnvollen Preis machbar). 

Meine Tipps:

– Insbesondere wenn es um relativ kleine Auflagen geht – gleich zu Beginn der Spielentwicklung Informationen zu möglichen Materialien und Größen einholen und das Spiel mit diesem Wissen entwickeln. 

– Bei allen Sonder-Formen, -Materialien oder Spezialteilen, die aus dem Rahmen fallen: Immer überlegen, ob die wirklich nötig für den Spielspaß sind oder ob sie das Spiel unnötig verteuern ohne einen Mehrwert darzustellen.

Brettspiel entwickeln / Materialauswahl: Häufig angefragte Kostenfresser und kostengünstigere Alternativen dazu:

Spielplan oder Schachtel in einer Sonderform 

Für Spielpläne oder Schachteln in Sonderformen müssen extra Werkzeuge hergestellt werden, die Werkzeugkosten teilen sich dann auf alle Spiele auf, und je kleiner die Auflage desto stärker schlägt sich der Anteil der Werkzeugkosten auf das Einzelspiel nieder. Es sind auch technisch nicht alle Formen umsetzbar und besonders bei der Schachtel bitte bedenken, dass der Käufer des Spiels diese dann im Regal lagern muss – und nicht jeder Spieler über eine besonders originelle Form, die schlecht ins Regal passt, glücklich ist.

Zu viele Karten 

Besonders bei kleinen Auflagen wirkt sich eine große Anzahl an Karten stark auf den Preis aus. 

Alternative: Wenn für den Spielfluß eine hohe Anzahl an Karten wichtig ist kann man überlegen, ein Basis-Set ins Spiel zu packen und zusätzlich Erweiterungssets anzubieten.

Zu große Karten oder Karten in einem unüblichen Maß

Im Digitaldruck können wir jedes beliebige Kartenmaß herstellen, der Preis errechnet sich danach, wie viele Karten wir auf einen Druckbogen bekommen. Je weniger Karten auf einen Bogen passen desto teurer ist die Einzelkarte. 
Ab einer Anzahl von etwa 300 Spielen ist es günstiger, die Karten im Offset-Druck zu produzieren. Dafür gibt es aber eine Größenbegrenzung von 79 x 120 mm. Bei hohen Auflagen kann zwar ein Werkzeug produziert werden, mit dem auch größere Karten gestanzt werden können, aber das ist ziemlich teuer und treibt den Preis für das Spiel in die Höhe.

Tipp: Wenn möglich, dann sollte bei der Konzeption der Karten darauf geachtet werden, ein Standardmaß zu wählen (z.B. 59×92 mm) und das Maß von 79×120 mm nicht zu überschreiten.

Karten in einer unüblichen Form

Es mag vielleicht reizvoll klingen, runde, ovale oder 5-eckige Spielkarten für sein Spiel zu gestalten – aber solche Sonderformen sind erstens sehr teuer oder technisch gar nicht möglich und liegen zweitens für die Spieler nicht gut in der Hand. 

Tipp: Normale Kartenform wählen und die Energien lieber in die Konzeption des Spielmechanismus und die grafische Gestaltung der Karten stecken.

Stanzteile in Sonderformaten

z.B. Spielfiguren, die individuell ausgestanzt werden müssen

Für Stanzteile müssen extra Werkzeuge hergestellt werden, und zwar für jede Form ein eigenes. Das ist teuer, und man sollte sich fragen: Bieten solche Spielfiguren wirklich einen Mehrwert für das Spiel, ist das Spielvergnügen wirklich um so viel höher, wenn an Stelle von Standard-Pöppeln Spielfiguren in individuellen Formen im Spiel sind?

Alternative: Wir bieten mit unseren flachen, beklebbaren Spielfiguren aus Holz einen guten Kompromiss. Die Form ist zwar immer dieselbe, aber durch individuelle Aufkleber können sich diese Spielfiguren in alle möglichen Charaktere verwandeln: Monster, Pinguine, Piraten, Bienen, was auch immer… Wir haben diese Spielfiguren in 12 verschiedenen Farben auf Lager (im 10er-Pack oder zu 50 Stück kann man sie auch bei Amazon bestellen). 

Sehr viele Münzen, Zählsteine oder Ähnliches, die individuell bedruckt werden sollen

Auch das ist in kleinen Auflagen teuer. In höheren Auflagen ist so etwas z.B. über Bögen mit Stanzteilen zum Herausdrücken lösbar, in kleineren Auflagen ist diese Option zu teuer.

Alternativen:
– Auf unbedruckte Chips auszuweichen. Wir haben Chips in vielen verschiedenen Farben auf Lager, aus Holz oder PVC.
– Wenn eine überschaubare Anzahl von Chips im Spiel ist, können Aufkleber beigelegt werden, die dann der Kunde auf die Chips klebt. Bitte immer überlegen: Wie viele Aufkleber würde ich als Käufer des Spiels selbst auf Spielsteine in einem Spiel kleben ohne zu murren?

Würfel mit individueller Bedruckung oder Prägung

Oft wollen Spieleentwickler Würfel mit individuellen Symbolen für ihr Spiel. Diese sollen geprägt oder aufgedruckt werden. Prägestempel sind teuer und es können auch nicht alle Formen geprägt werden. Das Bedrucken von Würfeln im Digitaldruck ist etwas günstiger, allerdings erst ab 1.000 Würfeln möglich.

Alternative für kleine Auflagen: Blanko-Würfel, die mit individuellen Aufklebern (gedruckt auf wasser- und schweißabweisende Folie) versehen werden. Dem Spiel wird der Würfel und die Aufkleber beigelegt, der Spieler klebt die Aufkleber dann vor der ersten Spielpartie selbst auf die Würfel.

Sondermaterialien 

Immer wieder werden bei uns Spiele angefragt, für die Sondermaterialien nötig sind, wie z.B. magnetische Spielfiguren oder Spielpläne. Oder Spielfiguren, Zählchips etc. aus Stein, Knochen, Gummi oder einem anderen ungewöhnlichen Material.

Dazu ist zu sagen:
1. Der Rechercheaufwand dafür ist hoch und zahlt sich nur für sehr hohe Auflagen aus.
2. Wenn man selbst die gewünschten Teile irgendwo außerhalb der Spiele-Branche auftreibt können wir sie zwar dem Spiel zupacken, müssen sie aber auf Unbedenklichkeit nach DIN EN 71 (Spielzeugverordnung) testen. Der Test kostet mehrere hundert Euro pro Komponente.

Tipp: Bei Standardmaterialien bleiben.

Fragen zu Material und Kosten?

Gerne beraten wir dazu, am liebsten per Mail an info@spieltz.de.

Tags: Brettspiel entwickeln, Brettspiel Material, Spielentwicklung Materialwahl, Spielsteine