Brettspiel entwickeln: Die 10 häufigsten Fehler – und wie du sie vermeidest

brettspiel entwickeln

Du willst dein eigenes Brettspiel entwickeln? Vielleicht hast du eine tolle Spielidee im Kopf, vielleicht bist du Spieleautor*in oder ein Unternehmen, das ein Spiel zur Markenbindung entwickeln möchte.
Was viele unterschätzen: Zwischen Idee, Umsetzung, Produktion und Vermarktung gibt es einen Haufen Stolperfallen – vor allem für Einsteiger*innen.

Damit du dein schönes Vorhaben auch wirklich gelingt, zeigen wir dir hier die häufigsten Fehler – und wie du sie vermeiden kannst.

1. Unklare Vision, Zweck und Zielgruppe

Viele starten mit einer vagen Idee – „ein lustiges Spiel für alle“ – ohne genau zu wissen, was das Spiel eigentlich bewirken soll und wen es ansprechen soll.
Was oft fehlt: Eine klare Vision, ein Ziel und ein Zweck für das Spiel (z. B. Lernen, Spaß auf einer Party, eine schöne Zeit mit der Familie). Und dazu: eine definierte Zielgruppe.

Tipp: Bevor du Mechaniken entwickelst oder Karten zeichnest, beantworte diese Fragen:

  • Warum entwickle ich überhaupt ein Spiel – was ist mein persönliches Ziel damit?
  • Was soll das Spiel für einen Zweck erfüllen? Warum wird es gespielt, was möchte der Spieler dabei erleben oder erreichen?
  • Wer soll das Spiel spielen? (Zielgruppe)
  • Welche Art von Spielerlebnis willst du schaffen? Was soll es auslösen – Spannung, Lachen, Lernen?

2. Produktionskosten unterschätzt

Ein häufiger Fehler, den wir bei Anfragen zur Produktion sehen:
Das Spiel wurde mit viel Energie und Herzblut entwickelt – ist aber kaum produzierbar. Zu viele Spezialteile, eine übergroße Schachtel, Karten in Sondermaßen oder einfach viel zu viele davon. Und damit: nicht marktfähig. Denn du willst beim Verkauf ja nicht draufzahlen!

Tipp: Denk die Produktion von Anfang an mit. Wichtig: Wenn du ein Spiel eines großen Verlags als Vorlage nimmst, bedenke, dass dieses in viel höheren Auflagen produziert wurde als dein eigenes. Spezialteile sind bei Großauflagen günstig – bei Kleinauflagen oft unbezahlbar.

Ein paar Punkte, auf die du achten solltest:

  • Material, Größe, Maße: Versuche, mit Standardmaterialien und -größen zu arbeiten. Sondermaße treiben das Budget schnell in die Höhe. Bei kleiner Auflage: so wenig Karten wie möglich – in kleinen Mengen sind sie teuer.
  • Spielfiguren: Nicht zu viele, nicht zu groß, nimm Standardformen. Unnötige Teile vermeiden.
  • Verpackung & Versand: Schau dir gängige Paketgrößen und -gewichte an. Dein Spiel wird in der Regel versendet – das verursacht Kosten.
  • Auflagenhöhe: Unterschiedliche Auflagen brauchen unterschiedliche Produktionsverfahren. Jeder Hersteller hat eigene Vorgaben. Entscheide dich früh für eine Auflagenhöhe – oder wähle Maße und Materialien so, dass sie anpassbar bleiben.

Wenn du ein Brettspiel entwickeln willst, kalkuliere die Produktionskosten frühzeitig – am besten mit professioneller Beratung.
Merke: Weniger ist mehr. Gerade unerfahrene Entwickler verstecken sich oft hinter einem Berg Material, statt ihre Spielidee so zu schleifen, dass sie mit weniger auskommt.

3. Mechanismus zu komplex

Du kennst einige Spiele von bekannten Verlagen, deren Mechanismus dich fasziniert und denkst, mit ein bisschen Abwandlung kannst du ein ähnliches Spiel erschaffen – nur NOCH cooler?
Das kann gelingen – viele begeisterte Spieler verschätzen sich da aber. Gerade ein komplexer Spielmechanismus ist von erfahrenen Entwicklern über viele Monate und mit Hilfe vieler Testspielrunden austariert worden. Bei jeder Kleinigkeit, die du abwandelst, verschiebst du das Gleichgewicht im Ablauf – und oft kommt dann ein Spiel raus, das sich nicht wirklich gut spielt. Das langweilig ist. Oder so kompliziert, dass keiner durchblickt. Oder viel zu lange dauert. Oder sofort zu Ende ist, weil Spielzüge nicht „aufgehen“ und Spieler handlungsunfähig werden.

Tipp: Beginne mit einfachen Mechaniken. Teste ausgiebig, ob sie wirklich Spaß machen und das gewünschte Spielerlebnis unterstützen. Teste mit verschiedenen Testspielern. Und Achtung: Du musst bei jeder Änderung neu testen!

4. Zu viele Ideen auf einmal reingepackt

Ein häufiger Anfängerfehler: Man hat sooo viele Ideen – alles soll ins erste Spiel rein! Material und Mechanismus habe ich ja schon genannt, aber auch die Story wird oft überladen. Oder man kann sich nicht entscheiden, welche Handlungsmöglichkeiten es für die einzelnen Spielzüge geben soll. Überall Ideen! Also, am besten: Alles rein.
Nein! Denn dann wird das Spiel überfrachtet und unverständlich (und obendrein sprengt es das Budget für die Produktion)

Tipp: Konzentriere dich auf eine starke Kernidee – und entwickle darum herum dein Spiel.

5. Thema und Spielmechanik passen nicht zusammen – oder nicht zur Zielgruppe

Nicht jede Mechanik passt zu jedem Thema und jeder Zielgruppe! Passt die Mechanik nicht zum Thema, fühlt sich das Spiel nicht stimmig an. Und natürlich musst du das Spiel so entwickeln, dass Thema und Mechanismus zu den Menschen passt, die es spielen werden: Sind es Kinder oder Erwachsene? Gelegenheitsspieler oder Vielspieler? Kleine Spielrunden oder große Gruppen?

Tipp: Lass Thema und Mechanik gemeinsam wachsen – sie sollten sich gegenseitig stützen, nicht widersprechen. Und behalte dabei immer deine Zielgruppe im Auge.

6. Zu wenig echte Tests

Viele testen ihr Spiel ausschließlich mit Familie oder Freunden – bist du dir sicher, dass diese immer ehrliche Kritik geben?
So entstehen oft Spiele, die im engeren Kreis gut ankommen, aber im freien Markt nicht funktionieren.

Tipp: Teste früh mit Fremden. Auf Conventions, in Spielegruppen oder Online-Communities. In Testspielrunden, die mit unterschiedlichen Menschen besetzt sind.
Und: Höre aktiv zu, nimm alles ernst, was angemerkt wird und arbeite das Feedback Schritt für Schritt ein (nicht alles auf einmal). Teste nach jeder Änderung erneut!
Wichtig: Mache auch Testspielrunden, bei denen du nicht als „Erklärbär“ dabei bist, sondern bei denen die Spieler die Anweisungen aus der Anleitung bekommen.

7. Keine Marktrecherche und kein klarer USP (Alleinstellungsmerkmal)

Was interessiert die Menschen gerade? Welche Spiele laufen gut?
Und: Was macht dein Spiel besonders? Wenn du das nicht in einem Satz sagen kannst, wird es schwer, andere zu begeistern – egal ob Verlag oder Endkund*innen.

Tipp: Recherchiere ausführlich, bevor du loslegst.
Und: Arbeite früh an deinem Pitch. Zum Beispiel:
„Ein kooperatives Spiel für Teams, das Kommunikation und Vertrauen fördert – in nur 20 Minuten spielbar.“

8. „Drumherum“ unterschätzt (z.B. Spielregeln & Design)

Klar, in der Testphase gibt es noch keine Anleitung, denn du erklärst den Testern, was sie tun sollen. Und natürlich geht das Testen auch mit selbstgebasteltem Spielbrett und Karten. Aber wenn du das Spiel dann professionell produzieren lassen willst, musst du es layouten / designen und eine verständliche Anleitung texten. Das ist viel Arbeit und erfordert Know-How, das du dir vielleicht erst aneignen musst.

Tipp: Rechne ausreichend Zeit für Spieldesign und Anleitung ein – oder hole dir Unterstützung von Profis.

9. Unrealistische Erwartungen an Marketing und Reichweite

„Wir machen ein Kickstarter und dann läuft das schon.“ Leider nein. Viele unterschätzen, wie viel Know How und Arbeit in Marketing, Reichweite, PR steckt, wenn du dein Spiel selbst vermarkten willst. (Wenn das ein Verlag für dich machen soll, musst du erstmal einen passenden finden – auch an dieser Stelle verschätzen sich viele Entwickler beim Zeitaufwand für die Recherche)

Tipp: Wenn du dein Brettspiel selbst auf den Markt bringen willst, brauchst du:

  • einen Marketingplan
  • Kanäle zur Zielgruppe (Website, Newsletter, Social Media, Events)
  • Werbebudget (z.B. für Ads)
  • ggf. Partner*innen für PR, Kooperationspartner

10. Keine Vertriebsstrukturen, unrealistische Kostenschätzung für den Vertrieb

Willst du das Spiel über einen eigenen Onlineshop verkaufen? Oder über Läden, den Großhandel, über Amazon oder ebay?
Alles möglich, aber alles nicht so einfach, und alles mit Kosten verbunden.

Alles möglich – aber nichts davon läuft von allein. Und alles verursacht Kosten.

Tipp: Informiere dich früh über Vertriebswege. Vielleicht hast du schon Kontakte – entwickle daraus Kooperationen.


Fazit: Brettspiel entwickeln mit Weitblick

Ein eigenes Brettspiel zu entwickeln ist ein spannender, kreativer – aber auch fordernder – Prozess.
Wer typische Anfängerfehler kennt, spart Zeit, Geld und Nerven. Und hat bessere Chancen, dass aus der Spielidee ein wirklich gutes, spielbares und marktfähiges Produkt wird.

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