Bei allen Anbietern lange Lieferzeiten, Verzögerungen in der Produktion von Brettspielen, Kartenspielen und Spielfiguren – was sind die Gründe?

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Lieferzeit Produktion Spiele: Corona, Container, Klima – wer ist schuld daran, dass die Lieferzeiten in der Spielebranche gerade um ein Vielfaches höher liegen als bisher?
 
Vorab: Sie können / Ihr könnt uns trotzdem für die Produktion von Spielen anfragen. Kleinauflagen sind wenig betroffen, und bei größeren Auflagen finden wir meist Alternativen für Komponenten, die gerade nicht zu bekommen sind. Wir sind ja kreativ 😉
 

Lieferzeit bei der Produktion von Spielen – die derzeitige Situation kurz zusammengefasst:

Leider müssen wir, wie alle anderen Agenturen und Hersteller in der Spielebranche,  zurzeit unsere Kunden mit längeren Lieferzeiten für Spiele-Produktionen konfrontieren. Da ich immer wieder damit beschäftigt bin, Kunden per Mail oder am Telefon die Gründe für die derzeitige Situation zu erläutern, habe ich mich entschlossen, hier im Blog einen kurzen Überblick zu geben.
 
Produktionszeit für Spiele in größeren Auflagen (ab 1.000 Stück) ist normalerweise 6-8 Wochen, in Spitzenzeiten 10-12 Wochen. Spielmaterial (Spielfiguren, Würfel etc.) bekommen wir in 2 – 12 Wochen gefertigt. Ich kenne keinen Hersteller in der Spielebranche, bei dem die Lieferzeiten nicht explodiert sind. Je nach Zusammensetzung des Spiels wartet man jetzt etwa 6-10 Monate (!!!!) auf sein Spiel, Verzögerungen noch nicht mit eingerechnet.
 
Eine Ausnahme sind Kleinst- und Kleinauflagen (bis etwa 500 Spiele), die werden im Digitaldruck produziert und kommen ohne die großen Produktionsanlagen aus – die sind bisher nur wenig betroffen. 
 

Auch andere Branchen betroffen

Massive Lieferverzögerungen hat aber nicht nur die Spiele-Branche, auch viele andere Branchen sind davon betroffen, z.B. die Baubranche. Es gibt weltweit ein Ressourcenproblem, das viele Rohstoffe umfasst. Besonders kämpfen produzierende Branchen, die von aktuell knappen Rohstoffen wie Holz abhängig sind.
 

Ist Corona schuld?

Es begann mit dem Beginn der Corona-Krise und insbes. dem ersten Lockdown außerhalb Chinas, der ja weltweit fast zeitgleich ausgerufen wurde.
 
Anfangs rutschte überall die Auftragslage in den Keller, und die Rohstoffpreise fielen an der Börse. Weltweit befürchtete man, dass die Menschen in Schockstarre verfallen und kein Geld mehr ausgeben würden. Das war auch in den ersten Wochen der Pandemie der Fall, aber bald merkte man (v.a. in Europa und den USA), dass viel ungenutzte Zeit vorhanden war und Geld übrig blieb. Geld, das normalerweise für Reisen, Kultur, Sport und Freizeitaktivitäten genutzt wird. So begann es, dass als Ersatz online bestellt wurde was das Zeug hält und bald waren die ersten Produkte Mangelware. Viele der begehrten Produkte kommen aus China (z.B. Unterhaltungselektronik) und wurden dort plötzlich in bisher ungekannten Mengen geordert – der Start für das Containerproblem.
 

Das Containerproblem

Das Containerproblem kurz zusammengefasst: Durch die hohe Nachfrage nach Produkten aus China ergab sich ein Ungleichgewicht. Anstatt gefüllte Container von China nach Europa / USA und gefüllte Container von Europa / USA wieder zurück nach China zu schicken werden nun leere Container aus Europa + USA zurück nach China geschickt. es werden einfach viel mehr Produkte hierzulande aus China bestellt als umgekehrt. Das treibt die Preise für den Containertransport in die Höhe. Zusätzlich ergeben sich auch immer wieder Verzögerungen – durch Corona-Ausbrüche in Verladestationen und langsameres Arbeiten + Ausfälle in den Häfen wegen der strengen Corona Auflagen, die Augsburger Allgemeine erklärt das in diesem Artikel ganz gut. Und wenn dann auch noch ein Schiff im Suezkanal steckenbleibt, trägt das auch nicht gerade zur Entlastung bei…
 
„Das Containerproblem betrifft uns nicht, wir lassen schon immer alle Spielfiguren und Spiele in Europa anfertigen…“
Ja, schön wär`s. Leider sind nun wegen der langen Lieferzeiten aus Fernost und der Preis-Explosionen für Containerversand sehr viele große Anbieter von Spielen und Spielmaterial auf europäische Hersteller ausgewichen und verstopfen hier die Produktionsanlagen. Die europäischen Hersteller sind mit Auftragsmengen konfrontiert, die sie bisher nicht kannten, und versuchen diese abzuarbeiten (natürlich auch unter erschwerten Bedingungen wegen der Corona Auflagen in der Produktion, was die Sache noch schwieriger macht). Den Maschinenpark aufzurüsten macht nur begrenzt Sinn, da diese Großkunden ja wahrscheinlich wieder in China bestellen, sobald das Containerproblem gelöst ist, und außerdem wartet man auf so eine neue Maschine gut 1-2 Jahre. Also keine schnelle Lösung…
 
Wir bestellen seit jeher in Europa und freuen uns schon sehr auf die Zeit, wenn die anderen wieder in China ordern können und wir unsere Lieferanten wieder für uns haben…
 

Das Rohstoffproblem 

Dazu kommt das Rohstoffproblem:
Neben Unterhaltungselektronik-Konsum etc. fingen die Leute an zu Bauen wie verrückt. Heimwerken, Gartengestaltung, Häuser bauen wurde das neue Reisen. Alle Rohstoffe, die man in der Baubranche braucht, wurden schon bald knapp. Die Lieferzeiten und die Preise stiegen in Höhen, die man nie für möglich gehalten hätte. „Holz ist das neue Gold“, heißt es zum Beispiel. Die Preise für Schnittholz sollen sich an der Börse bis Mai 2021 verfünffacht haben, schrieb z.B.  das „Holzmagazin“ im Mai.  Dazu kommt, dass die USA Europa gerade leer importieren, da sie kein Holz mehr aus Kanada bekommen (schuld sind Waldbrände und Schädlinge… Klimakrise trifft Corona-Krise?). Und wegen des Lockdowns wurde monatelang fast ausschließlich online bestellt – die Läden waren ja zu… Das heißt: Pakete und Verpackungsmaterial in neuen Dimensionen. Aus Papier. 
 
Es gibt viele Berichte in den Medien zum aktuellen Phänomen, das niemand so vorhergesagt hatte:
 
z.B. diese:
https://www.boerse-am-sonntag.de/aktien/markt-im-fokus/artikel/in-diesen-branchen-laesst-die-rohstoffknappheit-die-preise-explodieren-11394.html
 
https://www.capital.de/wirtschaft-politik/rohstoffmangel-alles-gerade-knapp
 
https://blog.ratioform.de/rohstoffknappheit-2021-gruende-und-folgen-fuer-die-industrie/
 
und speziell zum Thema Holz (Video):
https://www.dw.com/de/exportboom-in-die-usa-holzpreise-steigen-kr%C3%A4ftig/av-57526082
 
Woraus bestehen Brett- und Kartenspiele sowie Spielfiguren?
Richtig, aus Holz und Papier…
(außer natürlich unsere Planenspiele für Kleinauflagen, da besteht der Spielplan aus LKW Plane… es gibt zwar hier auch tw. Verzögerungen in der Lieferung, aber niemals so extrem wie beim Holz…)
 
Wann sich das alles wieder bessert lässt sich schwer sagen.
Was das Holz betrifft, gibt es immerhin schon einen Lichtblick. Die FAZ schreibt am 24.7., dass die Holzpreise in den USA gerade wieder sinken. Nach Panikkäufen sind die US Sägewerke nun voll und vermutlich wird nicht auf Dauer so viel Holz aus Europa in die USA exportiert werden. Hoffen wir mal…
Bei Brettspiel-News findet ihr auch einen ausführlichen Artikel zur aktuellen Situation in der Spiele-Branche.
 
Ihr könnt / Sie können uns natürlich trotzdem für Spiele Produktionen anfragen. Wir haben viele Produktionen parallel laufen und immer wieder ergibt sich eine Lücke, die man mit einem anderen Projekt füllen kann. Ich komme mir manchmal vor wie beim Zahnarzt: Jemand sagt ab, und der Nächste wird sofort in den frei gewordenen Termin eingeschoben…
 
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